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Weizen – Fakten und Zahlen

Von Zöliakie bis Glutensensitivität

Weizen steuert heute etwa 20 Prozent der Kohlenhydrate und 20 Prozent des Proteins zur Ernährung der Weltbevölkerung bei. Zudem enthält Vollkornweizen zahlreiche wichtige Vitamine, Spurenelemente, Mineral- und Ballaststoffe. Insofern ist Weizen aus der menschlichen Ernährung nicht wegzudenken.

Andererseits denken nicht wenige Menschen, dass sie dieses Getreide nicht gut vertragen. Die Arbeitsgruppe Weizen an der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Dazu ihr Leiter Professor Friedrich Longin: „Die mit großem Abstand häufigste Erkrankung, bei der Weizen nicht vertragen wird und bei der lebenslang nicht nur auf Weizen, sondern auf alle glutenhaltigen Getreide verzichtet werden muss, ist die Zöliakie, eine immunologische Nahrungsmittelunverträglichkeit.“

Bei Zöliakiepatienten kommt es durch Kontakt mit Gluten zur Bildung von Antikörpern. Das löst eine Immunantwort des Körpers aus, die ganz unterschiedlich sein kann. Mögliche Symptome sind etwa Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, aber auch Verstopfung und eine schlechte Gewichtszunahme. Wie man eine Zöliakie bekommt, ist im Detail wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass man Gluten zu sich nehmen muss, sonst kann die Zöliakie nicht ausbrechen. Bekannt ist auch, dass eine bestimmte genetische „Grundausstattung“ bei diesen Menschen vorhanden sein muss. Das betrifft etwa 25 Prozent der deutschen Bevölkerung, aber nur ein Prozent entwickelt eine Zöliakie. Die Gründe hierfür sind noch nicht geklärt. Bekannt ist ferner, dass es familiäre Häufungen gibt: Wenn ein Geschwisterkind Zöliakie hat, steigt das Risiko selber eine Zöliakie zu bekommen, auf circa zehn Prozent.

Seltener, und auch immunologisch bedingt, ist die Weizenallergie. Man nimmt an, dass in Deutschland 0,1 Prozent aller Menschen eine „echte“ Weizenallergie haben. Sie ist also zehnmal seltener als Zöliakie. Hierbei bildet der Betroffene sogenannte Immunglobulin E- (IgE) Antikörper und es kommt nach einigen Minuten bis Stunden zu Blähungen und Durchfall, zum Teil auch Hautausschlag, Gesichtsrötung und -schwellung, Atemnot, etc.

Darüber hinaus gibt es noch eine weitaus weniger klare aber doch wissenschaftlich akzeptierte sogenannte Weizensensitivität (medizinisch: die „Nicht-Zöliakie Glutensensitivität“). Die Symptome sind sehr weitläufig, von klassischen Magen-Darm-Beschwerden über Unwohlsein bis hin zu Müdigkeit und anderen. Hiervon sollen ein bis acht Prozent der Weltbevölkerung betroffen sein. Aktuell werden zwei Hypothesen in der Wissenschaft überprüft.

Die erste: α-Amylase Trypsin Inhibitoren (ATI’s) könnten Auslöser dieser Sensitivität sein. ATI’s sind Proteine, die natürlicherweise im Weizen und anderen Rohstoffen vorkommen. Aussagen, dass moderner Weizen im Gegensatz zu alten Weizenarten beziehungsweise -sorten viel ATI’s enthält, sind nicht korrekt. Es scheint vielmehr eine große Variation in den Sorten sowie einen erheblichen Umwelteinfluss auf die Ausprägung von ATI’s zu geben.

Die zweite Hypothese: Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole (FODMAPs). Ein vermehrtes Vorkommen dieser Substanzen im Dickdarm könnte die dort befindlichen Bakterien in ihrer Stoffwechselaktivität fördern und deren Stoffwechselprodukte könnten die Symptome der Betroffenen verursachen (Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen und Durchfall). Ähnlich wie bei Lactose und Fructose, die auch zu den FODMAPs gehören. Professor Longin ist der Auffassung, dass der Effekt eher überschätzt wird: „In den letzten zwei Jahren ist mehrfach wissenschaftlich belegt worden, dass die allermeisten Brotsorten in Deutschland wenig bis fast keine FODMAPs enthalten, weil diese durch die Hefe- und/oder Sauerteiggärung im Brotteig binnen ein bis drei Stunden fast vollständig abgebaut wurden.“

Allerdings, so Longin, würden beim professionellen Backen zum Teil einige Zusatzstoffe, Enzyme und Zuckerersatzstoffe eingesetzt, in anderen Lebensmitteln teilweise aber deutlich mehr. Und einige Backwaren werden auch direkt gebacken mit minimalsten Teiggehzeiten. Hier gelte es, sich differenziert mit allen möglichen Ursachen zu beschäftigen.

Eine Ernährung ohne Weizen und mehr noch, eine komplett glutenfreie Ernährung – wenn es nicht sein muss – führt oft zu reduzierter Aufnahme von Vollkornprodukten, was ernährungsphysiologisch nicht sinnvoll ist. Glutenfreie Produkte sind nicht per se gesünder, oft aber kalorienhaltiger, da Gluten oft durch Fett ersetzt wird.

Ein gänzlich anderer Aspekt ist die Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen und Spurenelementen, zum Beispiel Eisen, Zink, Magnesium und Selen, die auch die ernährungsphysiologische Bedeutung von Vollkornprodukten mitbegründet. Diese sind nämlich zumindest teilweise für den Menschen nicht verfügbar, weil sie in einem Phytatkomplex im Getreide gebunden sind. Phytat ist das Salz der Phytinsäure. Es ist die Speicherform für Phosphor in Pflanzen und kommt neben Vollkornprodukten auch in Hülsenfrüchten und Ölsaaten vor.

Kurz zusammengefasst: Eine lange Teigführung hat den größten Einfluss auf die Inhaltsstoffe, aber auch auf die Teigeigenschaften und somit das Backergebnis. Unter einer langen Teigführung versteht man, dass der Teig nach dem Ansetzen deutlich längere Teigruhezeiten hat, also nicht sofort bei Raumtemperatur geht und binnen ein bis drei Stunden verbacken wird. Bei einer langen Teigführung arbeiten Hefen, Sauerteigbakterien und getreideeigene Enzyme intensiv im Teig. Eine lange Teigführung reduziert – wie oben erwähnt – den FODMAP-Gehalt und hat zudem das Potenzial, die Backqualität und Aromen der Brote positiv zu beeinflussen.

Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:


https://weizen.uni-hohenheim.de/111548


https://weizen.uni-hohenheim.de/vollkornbackbuch


https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3526354/


https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2021/juni/plaedoyer-fuer-modernen-weizen/

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Deichmanns Aue 29
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Weizen – darum ist Vollkorn so gesund

Wie steht es um Dinkel, Emmer und Co?

Weizen ist die wichtigste Brotgetreideart, sowohl von der Anbaufläche weltweit wie auch von der Verarbeitungsmenge. Hierzulande ist die Brotvielfalt bekanntlich sehr hoch und neben Weizen werden oft auch Roggen und Dinkel eingesetzt. Dagegen werden in anderen Ländern die meisten Backwaren aus Weizen hergestellt.

Der Aufbau des Korns ist bei allen Getreidearten ähnlich. Das Korn schließt im Inneren den sogenannten Mehlkörper ein, der hauptsächlich Kohlenhydrate in Form von Stärke enthält, was das Getreide als Energieträger für die menschliche Ernährung sehr wertvoll macht. Ferner sind circa 12 Prozent Protein enthalten, etwa 80 Prozent davon entfallen auf Gluten. Dieses sogenannte Klebereiweiß ist für die Backeigenschaften des Mehls von hoher Bedeutung. Der Mehlkörper macht den größten Anteil am Kornvolumen aus und ist damit der Hauptbestandteil des Getreidemehls. In den Kornrandschichten sowie im Keimling befinden sich zusätzlich hohe Konzentrationen verschiedener Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Zink, Magnesium und Kalium sowie Ballaststoffe, Vitamine, Fette und sekundäre Inhaltsstoffe. Weizenkeime – und damit auch Weizenkeimöl – ist zudem reich an Vitamin E. Da bei Vollkornmehl das ganze Korn vermahlen wird, enthält es folgerichtig auch alle Bestandteile des Korns, ist also ernährungsphysiologisch besonders wertvoll.

Das Wissen um die positiven Eigenschaften von Vollkorn dürften mittlerweile eigentlich jedem Verbraucher bekannt sein, dennoch ist die Nachfrage nach Vollkornbrot eher bescheiden: Der Anteil des Vollkornmehls am Gesamtmehl, welches in deutschen Mühlen produziert wird, liegt bei etwa drei Prozent. Bei den Backwaren sind nur 11,4 Prozent Vollkorn- beziehungsweise Schwarzbrot.

Dinkel ist ein naher Verwandter des Weizens, der fast ausschließlich in und um Deutschland angebaut wird. Er erfreut sich zunehmender Beliebtheit, auch weil ihm nachgesagt wird, dass er sehr gesund sei. Dinkel ist bezüglich der Inhaltsstoffe dem Weizen sehr ähnlich, er hat etwas mehr Protein und Gluten, bis zu doppelt so viel Mineralstoffe wie Weizen, und ähnlich viele Ballaststoffe. Obwohl viele Menschen denken, dass sie keinen Weizen wohl aber Dinkel vertragen, konnten intensive wissenschaftliche Studien dieses Phänomen bisher nicht erklären. Möglicherweise hängt die Verträglichkeit eher mit dem Herstellungsprozess als mit dem Getreide selbst zusammen. Da die Glutenzusammensetzung bei Dinkel ein wenig anders ist als bei Weizen, muss beim Backen mit Vollkornmehlen etwas mehr Flüssigkeit zugesetzt werden (der Bäcker spricht vom Brühstück) für die notwendige Stärkeverquellung.

Im Anbau benötigt Dinkel weniger Düngung als Weizen und kann auch auf schlechteren Böden angebaut werden, hat allerdings nur rund 70 Prozent des Kornertrags von Weizen.

Emmer
ist eine alte Weizenart, die aktuell eine echte Anbaurarität ist, basierend auf Neuzüchtungen, die aus 50 bis 70 Jahre alten Genbankmustern selektiert wurden. Emmer ist ein entfernter Verwandter zu Weizen, der von den Inhaltsstoffen dem Dinkel sehr ähnlich ist; er hat in der Tendenz noch etwas mehr Protein und Gluten als Dinkel und ähnlich viel Ballaststoffe wie Weizen. Die Glutenzusammensetzung des Emmers ist nochmals leicht anders als beim Dinkel, insofern muss man beim Backen mit Emmer noch stabilisierender eingreifen als beim Dinkel. Emmer eignet sich daher eher als Zumischung.

Emmer lässt sich gut in Deutschland anbauen. Er wächst auch auf schlechten Böden und benötigt wenig bis keine Düngung, hat aber maximal 50 Prozent Kornertrag des Weizens.

Einkorn
ist die älteste Weizenart, die ebenfalls auf Neuzüchtungen basiert, die aus alten Genbankmustern selektiert wurden. Einkorn ist ein sehr entfernter Verwandter zu Weizen, der sich mit seinen Inhaltsstoffen am deutlichsten in der großen Weizenfamilie vom Weizen abhebt. Das Korn enthält etwa zwei- bis viermal so viele Mineralstoffe wie Weizen, fast doppelt so viele sekundäre Inhaltsstoffe und Vitamine und achtmal mehr Carotinoide, insbesondere Luteine. Diese bringen einen fein-nussigen Geschmack und färben alle Einkornprodukte attraktiv gelb. Einkorn hat ähnlich viel Protein und Gluten wie Emmer, aber er scheint deutlich weniger von Proteinen als Weizen zu haben, die beim Menschen Allergien auslösen können. Einkorn hat ein sehr weiches Korn, das so klein ist, dass sich die Herstellung von hellem Auszugsmehl nicht lohnt. In der Verarbeitung ist Einkorn noch etwas schwieriger als Emmer, so dass bei der Verarbeitung zu reinen Einkornprodukten das besondere Können des Bäckers gefragt ist. Einkorn ist sehr gut als Beimischung zu verwenden.

Im Anbau ist Einkorn nachhaltig, denn er wächst auch auf schlechten Böden, benötigt wenig bis keine Düngung und ist bisher gegenüber allen Feld-Erkrankungen resistent; hat aber nur circa 25 Prozent Kornertrag des Weizens.

Weitere Weizenarten und Spezialitäten spielen beim Backen mit Vollkorn eine geringe Rolle. Nudelweizen, auch Hartweizen oder Durum genannt, wird zu 95 Prozent für die Pastaproduktion verwendet. Raritäten sind auch Khorosanweizen (eignet sich für elastische Teige) oder Binkel. Als alternative Sorten der Art Brotweizen sind noch Rotkornweizen und Gelbweizen zu nennen. Darin sind durch Kreuzung und Selektion natürliche Farbstoffe angereichert. Beim Gelbweizen ist es das Lutein wie im Einkorn, beim Rotkornweizen sind es Anthocyane. Beides sind ernährungsphysiologisch interessante sekundäre Pflanzenstoffe. Die Anthocyane des Rotkornweizens sind nur in den äußeren Kornschichten lokalisiert, kommen also nur im Vollkornmehl vor. Die Luteine des Gelbweizens sind gleichmäßig im Korn verteilt, also enthält auch Auszugsmehl von Gelbweizen einiges davon, was man an der Gelbfärbung der Backware auch erkennt.

Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:


www.ble-medienservice.de/1004/brot-und-kleingebaeck


weizen.uni-hohenheim.de/vollkornbackbuch


www.bzfe.de/fileadmin/resources/import/pdf/EiF_Urgetreide_Mehr_Schein_als_Sein.pdf

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Gluten – Freispruch für modernen Weizen

Alte und neue Sorten im Vergleich

Weizenkörner bestehen zu etwa 70 Prozent aus Stärke. Ihr Eiweißanteil liegt in der Regel bei 10 bis 12 Prozent. Gluten, das sogenannte Klebereiweiß, macht davon mit etwa 75 bis 80 Prozent den Löwenanteil aus. Es handelt sich bei Gluten um ein Stoffgemisch aus verschiedenen Eiweißmolekülen. Diese lassen sich grob in zwei Untergruppen einteilen: die „Gliadine“ und die „Glutenine“. Insbesondere die Eiweißgruppe der Gliadine steht im Verdacht, unerwünschte Immunreaktionen hervorzurufen.

Eine glutenfreie Ernährung ist in den vergangenen zehn Jahren zunehmen populär geworden, obwohl sie für viele Menschen nicht notwendig wäre. Obligatorisch ist eine glutenfreie Ernährung bei zuverlässig diagnostizierter Zöliakie – und möglicherweise auch bei einer Weizenallergie. Viele Menschen entscheiden sich jedoch freiwillig für eine glutenfreie Ernährung aufgrund eigener Vermutungen oder weil sie sich eine Verbesserung ihres Wohlbefindens erhoffen. Zur Häufigkeit der Gluten-/Weizensensitivität gibt es bislang nur Schätzungen. Diese liegen zwischen einem und sechs Prozent der Bevölkerung und damit über der Prävalenz der Zöliakie. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich ebenso wie bei der Zöliakie sehr hoch.

Eine Studie des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München ging der Frage nach, ob moderne Weizensorten eventuell mehr immunreaktives Eiweiß enthalten als früher. Möglich machte dies das umfangreiche Saatgutarchiv des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, wie die Teamleiterin der Arbeitsgruppe Professorin Katharina Scherf erläutert. Aus diesem wählten die Wissenschaftler 60 bevorzugte Weizensorten aus der Zeit zwischen 1891 und 2010 aus. Um vergleichbare Proben zu generieren, bauten sie die verschiedenen Sorten in den Jahren 2015, 2016 und 2017 unter jeweils gleichen geografischen und klimatischen Bedingungen an.

Die Analysen zeigten, dass moderne Weizensorten insgesamt etwas weniger Eiweiß enthalten als alte. Der Glutengehalt blieb dagegen über 120 Jahre konstant, wobei sich die Zusammensetzung des Glutens jedoch leicht veränderte: Während der Anteil der kritisch gesehenen Gliadine um rund 18 Prozent sank, stieg im Verhältnis der Gehalt der Glutenine um etwa 25 Prozent an. Darüber hinaus beobachteten die Forschenden, dass mit einer höheren Niederschlagsmenge im Erntejahr auch ein höherer Glutengehalt der Proben einherging. „Überraschenderweise hatten Umweltbedingungen wie die Niederschlagsmenge, sogar einen größeren Einfluss auf die Eiweißzusammensetzung als die züchterischen Veränderungen. Zudem haben wir zumindest auf Eiweißebene keine Hinweise darauf gefunden, dass sich das immunreaktive Potential des Weizens durch die züchterischen Maßnahmen verändert hat“, fasst Professorin Scherf zusammen.

Übrigens: Die mit Urgetreide (die zur Gattung Weizen gehörenden Getreidearten Einkorn, Emmer, Dinkel und Khorasan-Weizen sowie Waldstaudenroggen) oftmals verbundenen gesundheitlichen Aspekte müssen differenziert betrachtet werden. Für Menschen, die an Zöliakie leiden, ist Urgetreide keine Lösung, denn diese enthalten ebenfalls Gluten. Die einzige Therapie dieser Erkrankung ist der komplette Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel und damit eine lebenslange glutenfreie Diät.

Daneben gibt es Verbraucher, die mit Beschwerden auf den Verzehr von Weizengebäcken reagieren. Es wird diskutiert, dass nicht das im Weizen enthaltene Gluten, sondern die mit glutenhaltigen Produkten assoziierten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) zu einer Aktivierung des angeborenen Immunsystems führen. Auch die sogenannten nicht resorbierbaren FODMAPs (= fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und [and] Polyole) könnten eine wichtige Bedeutung besitzen. Bei gesunden Menschen wirken die FODMAPs als Ballaststoffe. Alle Getreidesorten (alte und neue) enthalten ungefähr gleich viel davon. Bei einer genügend langen Teiggare werden diese Zuckerarten langsam abgebaut. Oftmals werden Brote mit Urgetreide-Arten mit einer längeren Teigführung hergestellt, so dass solche Brote für FODMAP-empfindliche Personen bekömmlicher sind. Nicht, weil sie aus Urgetreide hergestellt wurden, sondern weil sie eine längere Teigführung erfahren haben.

Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.jafc.0c02815

www.bzfe.de/inhalt/zoeliakie-29172.html

www.bzfe.de/inhalt/unvertraeglichkeiten-frei-von-im-trend-29170.html

www.dzg-online.de/krankheitsbild.312.0.html

www.leibniz-lsb.de/presse-oeffentlichkeit/pressemitteilungen/pm-14112018-pressemitteilung-einkorn-weizenunvertraeglichkeit/

Pressekontakt:

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