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Wasser – An manchen Orten zu viel, an anderen zu wenig

Klimafolgenforscher erklärt Auswirkungen

Der Sommer 2022 hat es erneut gezeigt – an einigen Orten gibt es zu wenig Wasser, an anderen zu viel. Welche Auswirkungen das hat, erklärt Professor Dr. Dieter Gerten vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einem Kurzinterview im Beitrag „Nachhaltige Ernährung: Planetary Health Basics“ vom Bundeszentrum für Ernährung.

Unser Leben hängt von neun planetaren Grenzen ab, eine davon ist Wasser. Neue Daten zeigen: Es wird kritisch und zwar auch beim Grünen Wasser. „Grünes Wasser ist das Wasser, das im Boden gespeichert wird, es sorgt für die Vegetation, die grüne Welt um uns herum. Zu grünem Wasser gehört daher das Bodenwasser, aber auch das Wasser, was verdunstet und in Form von Wolken kondensiert“, sagt Gerten. Er analysiert mit seinem Team am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung seit vielen Jahren, wie es um den Zustand der Erde bestellt ist und ganz besonders ums Wasser.

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Für die neue Studie haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weltweit die Bodenwassermenge berechnet und mit der vorindustriellen Zeit verglichen. Im Interview mit dem BZfE erläutert der Wissenschaftler die Hintergründe: „Insbesondere in den letzten 20 bis 30 Jahren sieht man sehr starke Abweichungen. Es wird in vielen Gebieten viel trockener im Boden und in anderen Gebieten allerdings auch nasser“. Auch in Deutschland nehmen sowohl die Überflutungen als auch die Trockenheit zu. „Die Klimamodelle zeigen, es wird in Zukunft noch viel trockener, das hat natürlich direkten Einfluss auf das Pflanzenwachstum, und in der Landwirtschaft auf die Ernte“.

Die zunehmende Trockenheit wird ganz wesentlich durch den Klimawandel bedingt, so Gerten. Denn je höher die Temperatur, desto höher ist die Verdunstung. Die Pflanzen saugen an heißen Tagen viel mehr Wasser aus dem Boden als unter kühleren Bedingungen. Das ist ein selbstverstärkender Effekt.

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Zu den wichtigsten Maßnahmen, um das grüne Wasser zu bewahren, gehört die Bedeckung der Böden zum Beispiel mit Mulch, erläutert Gerten. „Wenn man das auf allen Ackerflächen der Welt tun würde, dann könnte man die Hälfte der Bodenverdunstung einsparen, und sogar die landwirtschaftlichen Erträge deutlich steigern“.

Wichtig sind auch sparsame Bewässerungsmethoden und das Sammeln von Wasser in Speichern. Gleichzeitig belastet die Art und Weise wie wir Nahrungsmittel erzeugen den Wasserhaushalt und das Klima. „Von daher geht es auch um einen radikalen Umbau der Landwirtschaft in vielen Regionen“ sagt Gerten. „Da ist die Politik gefordert, entsprechende Fördermöglichkeiten zu eröffnen, um genau solche Landwirtschaft betreiben zu können“. Denn auch das zeigen die Modellierungen des Wissenschaftlers: Es ist möglich, 10 Milliarden Menschen gesund und nachhaltig zu ernähren. Für diese Transformation aber braucht es die Kooperation über unterschiedliche Politikfelder hinweg. Dazu gehört die Wasserpolitik, die Agrarpolitik, Umweltpolitik und auch die Klimapolitik. „Die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den verschiedenen Politikbereichen ist unabdingbar“ sagt Gerten.

„Über unseren Konsum beanspruchen wir auch Wasser in anderen Weltgegenden, zum Beispiel Tomaten aus Südspanien. Das ist eine sehr heiße, trockene Region im Sommer, wo viel beregnet wird. Avocados sind ein anderes Beispiel, das auch aus Wassersicht problematisch ist“, sagt Gerten. Ein Label für „wasserfreundliche Produkte“ wäre zu kompliziert meint er. Aber er wünscht sich von den Verbrauchern und Verbraucherinnen mehr Bewusstsein für die Zusammenhänge: Was habe ich heute gegessen? Wurde Wasser und Land für Tierfutterproduktion verwendet, das man auch anders hätte nutzen können? Wurde dafür vielleicht ein Wald gerodet? Wer arbeitet da eigentlich auf den Feldern unter welchen Bedingungen? Mit einer Reduktion des Fleischkonsums kann man schon verschiedenen Umweltproblemen begegnen. „Man muss aber auch fragen, was landet eigentlich im Supermarkt und zu welchem Preis? Denn die Umweltauswirkungen sind ja im Preis nicht enthalten“.

Dr. Gesa Maschkowski, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

„Planetary Health Basics“ www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/grundlagen/nachhaltige-ernaehrung

Pressemeldung des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/update-planetare-grenzen-suesswassergrenze-ueberschritten

Towards a greenwaterplanetaryboundary Originalpublikation: Wang-Erlandsson, L., Tobian, A., van der Ent, R. J., Fetzer, I., teWierik, S., Porkka, M., Staal, A., Jaramillo, F., Dahlmann, H., Singh, C., Greve, P., Gerten, D., Keys, P.W., Gleeson, T, Cornell, S. E., Steffen, W., Bai, X., Rockström, J., (2022).. Nature Reviews Earth & Environment. doi.org/10.1038/s43017-022-00287-8

Pressekontakt:

Herausgeberin: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Präsident
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